Wie digitale Technologien die Bauindustrie verändern
Wenn es um den Einsatz digitaler Technologien geht, war die Bauindustrie lange Zeit im Hintertreffen. Inzwischen holt sie auf – langsam aber sicher.
Relevanz der Bauindustrie
Die Bauindustrie ist einer der größten Sektoren der Weltwirtschaft. Jedes Jahr werden rund 10 Billionen Dollar in Produkte und Dienstleistungen aus dem Bausektor investiert. Das sind 13% des weltweiten BIP.
Neben dem finanziellen Beitrag zur Weltwirtschaft hat die Bauindustrie auch großen Einfluss auf andere Wirtschaftszweige und auf fast jeden Aspekt des öffentlichen Lebens. Wirtschaftswachstum ist abhängig vom Ausbau der Infrastruktur – egal ob Straßen oder Fabriken – und auch die Lebensqualität wird stark beeinflusst von der Verfügbarkeit hochwertigen Wohnraums und öffentlicher Infrastruktur.
Die Produktivitätslücke
Allerdings hat auch schlechte Produktivität in der Bauindustrie eine lange Geschichte. Diese ist zu einem großen Problem geworden, weil die weltweite Nachfrage nach Wohnraum und Infrastruktur weiter wächst.
In einer Veröffentlichung über einen Weg zu höherer Produktivität in der Bauindustrie (Reinventing Construction – A Route to Higher Productivity) zeichnete das McKinsey Global Institute 2017 ein düsteres Bild von der Produktivität des Sektors. In den letzten zwei Jahrzehnten nahm die Produktivität in der Bauwirtschaft um rund 1% pro Jahr zu, während es 2,8% in der gesamten Weltwirtschaft und 3,6% in der verarbeitenden Industrie waren. In den USA hat die Produktivität im Bausektor seit 1945 kaum zugenommen, während sie in anderen Bereichen wie verarbeitende Industrie, Einzelhandel und Landwirtschaft um satte 1.500% gestiegen ist.
Die Bauindustrie gehört ebenfalls zu den am wenigsten digitalisierten Wirtschaftszweigen der Welt und hat Prozess- und Technologieinnovationen bisher nur langsam übernommen. F&E-Investitionen liegen weit hinter denen anderer Zweige: weniger als 1% des Umsatzes im Vergleich zu 3,5 - 4,5% in den Automobil- und Luftfahrtsparten. Auch in Informationstechnologie wird lediglich 1% des Umsatzes investiert, obwohl neue Softwarelösungen entwickelt wurden, darunter BIM-Software (Building Information Modelling – Bauwerksdatenmodellierung).
Die Rettung
Angesichts dieser enttäuschenden Zahlen ergreifen nun weltweit Behörden die Initiative, um das Problem anzugehen. 2015 startete die japanische Regierung ihre i-Construction-Initiative mit dem Ziel, die Implementierung von Technologien in der Bauindustrie anzuregen. Hauptauslöser war der durch die alternde Bevölkerung entstandene Arbeitskräftemangel. Deswegen setzten die japanischen Behörden zusammen mit führenden Unternehmen wie Komatsu ein großes Digitalisierungsprogramm auf.
Ähnliche Initiativen gibt es inzwischen auch in Europa. Besonders die deutsche Regierung legt Wert auf eine Steigerung des Digitalisierungsgrades in der nationalen Bauindustrie. Gleichzeitig arbeitet der Wirtschaftsverband der europäischen Baumaschinenindustrie CECE mit den europäischen Behörden daran, dass Technologien schneller in die Erdbauindustrie übernommen werden.
Bereit für den Umbruch
Allerdings gibt es auch deutliche Anzeichen für einen größeren Umbruch. Da digitale Technologien eine wichtige Rolle bei der Steigerung der Produktivität spielt, ist es nicht verwunderlich, dass das Silicon Valley bereits auf den Zug aufgesprungen ist. Laut einem Forschungsbericht von JLL investierten Risikokapitalunternehmen im ersten Halbjahr von 2018 1,05 Milliarden Dollar in Startups, die an Technologien für die Bauindustrie arbeiten – ein neuer Rekord.
Drei sogenannte Einhörner werden bereits mit einer Milliarde Dollar gehandelt: Katerra, Procore und Uptake. Startups, die Risikokapital erhalten, sind in der kompletten Wertschöpfungskette aktiv, von der smarten Vorfertigungslösung bis hin zur innovativen Plattform für Immobilien-Crowdinvestments.
Herausforderungen und Chancen
Während Drohnen, 3D und künstliche Intelligenz (AI) in die Bauindustrie Einzug halten, beginnen auch immer mehr Unternehmen smart zu arbeiten. Neue Technologien werden es Ihnen ermöglichen, die Produktivitätslücke zu schließen, die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren zu verbessern sowie Planung und Ausführung zu optimieren. Steigende Materialkosten und Arbeitskräftemangel unterstreichen die Dringlichkeit einer Effizienzsteigerung durch den Einsatz neuer Technologien. Die Digitalisierung bringt zudem viele neue Möglichkeiten mit sich, Prozesse zu überarbeiten und Geschäftsmodelle zu überdenken.
Letztlich bietet die digitale Transformation der Bauindustrie Vorteile für alle Beteiligten. Sie unterstützt nicht nur die Weltwirtschaft, sondern führt zu einer grundlegenden Optimierung der weltweiten Infrastruktur und zu einer Steigerung der Lebensqualität aller Menschen.
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McKinsey Global Institute: Reinventing Construction through a productivity revolution.
BBC website: The Disruptors – The House the Robots Built.
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